Ungefähr 2 Stunden außerhalb von Tokio befindet sich der größte Berg Japans, der Fuji-san. Um ihn herum gibt es zahlreiche kleinere Bergketten. In einer dieser Bergketten liegt Hakone, dass in Japan für seine heißen Quellen berühmt ist. Dort habe ich mich zusammen mit meiner kamerascheuen Freundin Risa rumgetrieben.
Gefahren sind wir mit dem sogenannten "Romance Car" der Odakyu-Linie. Anders als ich es mir jedoch vorgestellt hatte, brennen im Zug keine Kerzen auf den Tischen und Wein wurde uns auch nicht serviert. Den Namen bekommt der Zug vermutlich von seinen großen Fenstern, die einem eine tolle (romantische) Sicht auf die vorbei sausende Natur ermöglichen. Die Frau vorm Zug kenn ich übrigens nicht und was ich dort esse ist Schleim mit grüner Tee-Füllung (der genaue Name ist mir entfallen) - lecker!
In einem Vorort von Hakone angekommen ging es mit einem der örtlichen Cable-Cars den Berg hinauf.
Die Bahn schlängelt sich dabei traversenartig nach oben, was bedeutet, dass andauernd die Fahrtrichtung gewechselt werden muss. Verrückt!
In Hakone angekommen, haben wir dann erst einmal die nähere Umgebung ausgelotet. Nach dem ganzen Stress musste ich mir erst einmal ein Wasabi-Eis gönnen. Aua, ganz schön scharf!
Mit Wasabi-Eis im Bauch fühlte ich mich dann unbezwingbar und wollte unbedingt einen der nahe liegenden Berge erklimmen. Den Berg den ich mir ausgesucht hatte, wurde in unserem Hiking-Führer ausdrücklich für Fortgeschrittene ausgewiesen. Klar, dass das Superpaul nicht abschreckt! Hätte ich gewusst, auf was ich mich da eingelassen habe, hätte ich mir das sicherlich noch einmal überlegt. Es dauerte etwas über 3 Stunden, bis wir die Spitze des 1km hohen Byoubu-san erreicht hatten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ich mit den Kräften am Ende. Die Steigung war nämlich recht steil und der Weg kaum erkennbar. Während Risa zügig nach oben schlenderte, versuchte ich mich hinterher zu hiefen. Und am Ende habe ich das doch dann auch tatsächlich geschafft.
Nach der Kletterei ging es dann mit traditionellem Piratenschiff (!??) über den Ashinoko, dem größten Bergsee der Fuji-Region. Zu meinem Glück ist die Horde von Grundschülern, die sich zur gleichen Zeit in Hakone befand mit dem Schiff zuvor abgefahren. So konnte ich die Überfahrt in Ruhe genießen. Leider konnte man an diesem Tag nicht den Fuji sehen, da dieser sich komplett hinter den Wolken versteckt hatte.
Auf der anderen Seite angekommen, ging dann es mit der Seilbahn weiter.
Endlich hatten wir unser Ziel erreicht. Japaner kommen eher weniger wegen der schönen Natur nach Hakone, sondern eher um sich in einem der japanischen Hotels (Ryo-kan) entspannen zu können. Diese kleinen Gasthäuser (unseres hatte gerade mal 10 Zimmer) sind wohl am besten mit einer Pension zu vergleichen, wobei bei weitem komfortabler. So bekommt man gleich am Eingang Pantoffeln an die Füße gesteckt und man wird persönlich durch die Anlage geführt.
Kurz nach unserer Ankunft, wurden wir dann schon zum Abendessen gebeten. Dort gab es allerhand leckeres traditionelles Essen, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte.
Nach dem Essen ging es dann für mich zum ersten Mal in einen japanischen Onsen. Die Hotels verwenden für diese Bäder natürlich erhitztes Wasser aus dem Inneren der Berge. Die Onsen-Kultur ist in Japan weit verbreitet und ist wahrscheinlich am besten als meditatives Entspannungsbad in beinahe kochendem Wasser zu verstehen. Jeder Onsen besitzt zudem noch eine bestimmte Heilkraft, die durch das jeweilige Bergwasser bestimmt wird. Unser Onsen war glaube ich gut gegen Asthmabeschwerden.
Als erstes entledigt man sich seiner Kleidung und geht in eine Art Waschraum, in dem man sich erstmal sauber schrubbelt, schließlich baden alle Besucher im gleichen Wasser. Gaijins sind eigentlich bekannt dafür, das Onsen-Bad weniger zu mögen, da sie sich ihrer Nackheit schämen - so die Japaner. Als FKK-Ossi hatte ich damit aber eher weniger Probleme. Schwierig waren für mich eher die rutschigen Hocker, auf denen man während des Waschens Platz nimmt. Von denen bin ich beim ersten besuch glatt mal runter gerutscht. Peinlich!
Danach sucht man sich einen Onsen aus (ich bevorzugte das Fass), steigt hinein und entspannt.... Was als Onsen-Anfänger gar nicht so einfach ist, da das Wasser tatsächlich brühend heiß ist (ich sah am Ende aus wie ein Krebs). Nach einer Weile gewöhnt man sich allerdings auch daran und ich konnte quasi spühren wie meine nicht vorhandenen Asthmabeschwerden verschwanden.
Am späten Abend habe ich mich dann noch einmal in den Badebereich geschlichen, um ein paar Fotos zu machen. Eigentlich total verboten, daher echte exklusive Bilder.
Am nächsten Morgen gab es dann schon relativ zeitig Frühstück. Unschlagbar: Gegrillter Fisch um 8:30Uhr!
Auf dem Rückweg besuchten wir noch einige Gärten und Owakudani, bekannt für seine vulkanischen Thermalquellen. Aus diesem Berg wird auch Sulfur gewonnen, wie ihr auf den Bildern sehen könnt. Der Geruch ist deswegen etwas gewöhnungsbedürftig. Einen Besuch ist es jedoch auf alle Fälle wert, schließlich kann man dort Kurotamago (dt. schwarze Eier) essen. Die werden nämlich direkt im Sulfurwasser gekocht und erhalten dadurch ihre schwarze Farbe. Pro Ei wird man angeblich 7 Jahre älter. Hab mir 21 Jahre gegönnt und vorsichtshalber mal einen 6-er Pack mitgenommen.
Danach ging es dann leider schon wieder zurück in die große Stadt. Nach diesem Kurzurlaub bin ich glaube ich Dauergast in unserem lokalen Onsen hier in Sekimachi. Tolle Sache.
In der Flickr-Gallerie gibt es noch viele weitere Fotos von der Natur in Hakone und den japanischen Gärten, die wir besucht haben.