Montag, August 11, 2008

Summer Sonic 2008



Tokyo. Kein Lüftchen weht. 35 Grad. Schwüle ohne Ende. Perfektes Wetter also um sich mit ein paar anderen tausend Japanern nach Makuhari, dem Messegelände von Tokyo, zu begeben, um das diesjährige Summer Sonic Festival zu genießen. Für mich dabei nicht nur mein erstes Festival außerhalb Deutschlands, sondern auch das erste richtige Rockfestival. Nun bin ich wahrscheinlich weniger der große Rocker (wer meine Dauerbeschallung von "Boston" und "Queen" gewohnt ist, weißt das), aber da gibt es bei dieser Musik natürlich immer noch einen Mittelweg. Den hatte ich in den letzten Wochen in den Bands Cajun Dance Party, Party at the Disco, Bands of Horses (Bandnamen mit vielen Wörtern sind anscheinend momentan ganz hip) gefunden. Die relativ jungen Bands spielen nämlich ganz gerne auch mal mit Synthie-Elementen und sind in ihrer Darstellungsweise herrlich unkonventionell. Ohne hier wie ein Journalistenopa vom Rolling Stone Magazine zu klingen - unbedingt reinhören, wenn ihr sie nicht sowieso schon kennt.



Das Festival war trotz der Schwüle sehr gut besucht, wieviele Besuche kann ich euch jedoch leider nicht sagen. Es gab jedenfalls 5 sehr große Bühnen (darunter ein Baseballstadium), die zwar gut ausgefüllt aber nie überfüllt waren. Überhaupt wird sich (wie im Vorfeld schon vermutet) sehr höflich verhalten. Da bekommt man tatsächlich eine Entschuldigung, wenn man beim Gerangel in den vorderen Reihen auf den Fuß getreten wird. Only in Japan.




Das Konzept der "Silent Disco" ist echt genial und fand auch in Tokyo guten Anklang. Dabei legen mehrere DJ's zur gleichen Zeit auf, nur wird ihre Musik nicht über Boxen ausgegeben, sondern über vorher ausgeteilte Funkkopfhörer ausgestrahlt. Das Ergebnis sieht für Nicht-Kopfhörer-Träger nicht nur schön bescheuert aus, sondern erlaubt sogar die Auswahl der Lieblingsmusik. Schade, dass man nicht sehen kann, was die anderen so hören - denn am Ende sind die Tänze unserer Generation sowieso kaum mehr als rythmisches Gewackel, das auf wenig schließen lässt. Wie der Spaß in Aktion aussieht, seht ihr im Video.




Bis auf eine Band habe ich so ziemlich alles gesehen was ich sehen wollte. Nur von 2 Bands (One Republic und Bands of Horses) gelang es mir nicht Videoaufnahmen zu machen. Die Kontrollen waren da sehr streng und die bärigen Security-Guards schauten doch schon mal schnell sehr finster rüber, wenn ich mich mal wieder mit dem Objektiv zu weit rausgewagt habe. Nach der verpassten Chance Hot Chip auf dem Melt! zu sehen, stand die Band natürlich ganz weit oben im Programm. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns auch schon gut einen angetrunken. Und ich muss sagen, diese ganzen Miesmacher, die behaupten Alkohol wäre voll schlimm auf nem Festival, übertreiben schon etwas. Schallert auch, nur nicht wirklich lang. Was dann im Dauersuff ausartet und mit vielen Klobesuchen verbunden ist. Naja, hilft ja alles nichts, ein paar Rum-Cola mussten dann noch vorm Auftritt sein. Und der war vielleicht geil. Da wir quasi ganz vorne an der Bühne standen, war es jedoch fast unmöglich gut zu filmen, da die Guards vor uns auf und ab marschierten.



Nach dem Auftritt torkelten wir schweißgebadet von der Bühne zum nächsten Sake-Stand. Dort angekommen besorgte es uns die Barkeepering mit ihrer eigenwilligen Kreation eines Long Island Ice Tea dann so richtig. Nach einem kleinen Ausflug rüber zu den Sex Pistols (die sich tatsächlich ohne Gehhilfe auf der Bühne bewegten) ging es zurück zur Dance-Stage. Jo, und kurz davor stand dann Hot Chip, die sich nach ihrem Auftritt eine Verschnaufspause gönnten. Freundlich wie Japaner eben sind, werden sie natürlich auch brav in Ruhe gelassen. Ungehobelt wie Brasilianer eben sind, stürzte sich Antony gleich auf Leadsänger Alexis Taylor und gratulierte ihm höchst offiziell zu seinem Auftritt. Welch Ehre. Damit kam es dann zu folgendem Bravo-Fotoroman.





Danach lud uns Hot Chip in den teuersten Club Tokyos ein, spendierte Cavier und Champagner ohne Ende und es wurde bis in die Morgenstunden abgehottet..... Naja nicht ganz. Wir haben uns freundlich verabschiedet und sind unseres Weges. Mit dem Abhotten war jedoch noch lange nicht Schluss gewesen. Eine weitere meiner Neuentdeckungen spielte als Schlusslicht auf der Dance-Stage. Pendulum, die eigentlich ähnlich wie Hot Chip relativ wenig auf einem Rock-Festival zu suchen haben, spielt eine Mischung aus den mit mir eher unverträglichen Drum'n'Bass und Rockvocals, die aber aber derartig gut abgeht, dass selbst mir das Gehüpfe, Geschubse und (ganz neu und superlustig) Klebrige-Erfrischungsgetränke-in-die-Menge-Geschmeisse viel Spaß gemacht hat. Soviel geschwitzt habe ich sicherlich in meinem ganzen Leben noch nicht.



Beim Nachhausegehen wäre ich beinahe auf einem Rasenstück eingepennt, hätte mich Antony nicht noch hinter sicher her gezogen. Beim relativ schnellen Ausnüchtern auf der Fahrt zurück habe ich mich aber schon geärgert, nicht das 2-Tages-Ticket gekauft zu haben. Im nächsten Jahr ist man schlauer....

Hier ein kurzer Zusammenschnitt meiner Lieblingsbands auf dem Summer Sonic Festival 2008:

2 Kommentare:

Kante hat gesagt…

So das sieht ja gar nicht so schlecht aus ... Nach dem Schnipsel ist Pendulum auch was für mich ... bei den Rocksachen war der Ton etwas brüchig, aber die Cajuns sind bestimmt cool. Ich muss zugeben ich verwechselte Hot Chip die ganze Zeit mit Royskopp ... sind ganz schön klein die beiden und erinnern an Napoleon Dynamite. Du hast dich noch nicht zur Summer Spirit geäußert??? Oder dauert der Aufenthalt doch länger? Übrigens sieht Anthony ech geil aus auf dem Schwitzefoto ... den Tuchstyle scheint er sich bei mir abgeschaut zu haben ... ach wir Models so untereinander :-)

Paul hat gesagt…

Glaube fuer mein Kameramikro war die Lautstaerke doch etwas hoch. Ich brauch ne Festivalkamera!!! Naja, vielleicht nicht in Deutschland...

Summer Spirit wird fuer mich leider nichts, da ich erst am 2. September nach Deutschland zurueckkomme... Hoffe aber wenigstens auf ein paar Eindruecke von euch.

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