Sonntag, November 29, 2009

von Wundern, Vergänglichkeit und Konfrontation

Sonntagvormittage sind ja zumeist träge. Sonntagvormittage, die gleichzeitig 1. Advent sind, nehmen sich da i.d.R. nicht aus.
Was aber tun, wenn Vadder oben wieder seinem Pu-Fi frönt, Mudder sich nochmal ins Bett verkrochen hat mit Buch und der Hund dich nicht mal anschaut, geschweige denn mit dir raus gehen will?
Wahrscheinlich hat sie mich am Schritt bereits erkannt, Treppe runter: Stampffffff--stampf-stampffffff-stampf...und hat sich gleich ins Körbchen verdünnisiert, schnell rein, entgegen der sonstigen Liegeposition (Arsch an Heizung, Kopf zur Tür) befindet sich heute der Allerwertste Richtung Tür (und somit dem vollen Zug ausgesetzt!!), Kopf unter linker Pfote vergraben, zur Sicherheit noch, soweit möglich, unters Kissen kriechen, damit ich sie jaaa nicht sehe. Spätestens beim mir zugewandten Hintern weiß ich bereits, was du mir sagen willst, Hund, und ja - ich lasse dich in Ruhe, du kannst aufatmen. Man hat förmlich gemerkt, wie sie die Luft angehalten hat, als ich die Klinke runter gedrückt und die Tür aufgemacht habe. In dem kurzem Moment, wo ich auf ihre Rückansicht geschaut habe und sie bewusst nicht reagiert hat, war kein Laut zu hören. Angespanntes Verharren und vorwurfsvolle Stille (Alte, bist du noch ganz bei Trost?! Schau mal auf die Uhr - es ist noch! nicht! mal! 10! Uhr! - ich werde GANZ BESTIMMT jetzt nicht meine warmen und TROCKENEN Pfoten vor die Tür setzen!). Danke Dolly, bist echt ne Freundin...
Gut. Suche ich mir also eine Alternative. Auf dem Weg durch das Waschhaus (da sind übrigens maximal 15 Grad sind, gefühlt eher 10) duscht Oma gerade (sie ist der alleinige Held in diesem Haus; das bestätigt sich auch beim alljährlichen Gezetere, wenn Vadder bereits Ende Oktober (!) es wagt und den Pool dicht macht und Omma dann nicht mehr ihre 45 Runden schwimmen kann - bei Wind und Wetter wohlgemerkt).
Treppab führt mich meine Beschäftigungssuche in den Keller des Hauses. Schauen wir mal, was hier so los ist. Und siehe da - ich stolpere über einen, ehemals blauen, Gymnastikball. SUBBER! Dergleichen steht eigentlich auf meiner (bereits vor Eltern und Freund verkündeteten) Wunschliste! Kann also runter, nehm ich mit. MEINS. Doof nur, dass ich in Mutters neuem orangefarbenen Flauschi-Bademantel unterwegs bin. Das merke ich leider erst, als ich besagten Ball beherzt an mich nehme. Oh Mist. Spinnweben. Und Staub. Viel. (Memo an mich - wenn Oma aus der Dusche kommt: Ball duschen) Weiter gehts also durch die Kellerräume. Und dann läuft plötzlich alles in Zeitlupe....
Denn: da stehen sie. Meine Ski. Meine Skistöcke, meine Skischuhe... Mein gesamtes, in den Keller verbanntes, Equipment - hatte ich ganz vergessen.... Unbestreitbar ein komischer Moment. Den Verursachern meines Knieproblems, dem Grund, warum ich einen GYMNASTIKBALL auf meiner Weihnachtswunschliste zu stehen hab, plötzlich und unvorbereitet gegenüber zu stehen...Aber wozu gibt es Sendungen, wo sich Leute ihren Ängsten stellen, in dem Sie z.B. in einen Glaskasten zusammen mit tausend Spinnen gesperrt werden?
Um ihre Ängste zu überwinden!

Ich krieg das auch allein hin. Ohne extra Sendung.
Ich werde da oben auf dem Berg stehen. Werde meine Skischuhe in die Bindung drücken, die Skispitzen frontal zum Hang ausrichten. Ich werde meinen Helm festschnallen und die Brille darüber ziehen. Ich werde meine Handschuhe über meine Hände streifen, erst den linken, dann den rechten, werde meine Skistöcke fest greifen, die Bänder um die Hände wickeln und die Spitzen in den Schnee pieken.
Ich werde meine Arme spannen, mein gesamtes Gewicht ohne einen Moment des Zögerns auf die Skistöcke drücken, die Knie (BEIDE) durchdrücken, kurz abheben und mich dann dem Hang entgegen werfen. Ich werde Skifahren, als hätte ich nie unfallbedingt pausiert. Ich werde wieder den Wind auf meinem Gesicht spüren und den glatten Schnee unter den Ski. DAS werde ich.

Aber genug der heroischen Gedanken. Zunächst gilt es, das Equipment möglichst ungesehen in mein Auto zu schaffen. Ich nehme mir einen Moment Zeit, ins Haus zu lauschen. Klingt ruhig. Nichts wäre schlimmer, als auf dem Weg zum Auto, Ski und Stöcke geschultert und die Skischuhe in der Hand, dem Vater übern Weg zu laufen. Ich kanns mir richtig vorstellen: ich schleiche übern Hof, lucke vorichtig nach links und rechts, die Nerven zum Zerreissen gespannt, hebe gerade das rechte Knie (haha) zum nächsten Schritt... UND DANN dröhnt eine Stimme über den Hof: "WAS mach du daaaaahhhh, VERDAMMT nochmal!!!!" Oh Gott. Ich habe ihn um die Möglichkeit gebracht, die Ski zu zersägen, wie angekündigt. Ich widersetze mich seinen Anweisungen, nie wieder eine Abfahrt zu machen! Und dabei bin ich doch erst 30. Wie kann ich nur so ungehorsam sein....
Trotz dieser Horrorvorstellung nehme ich all meinen Mut zusammen, schultere meine Ski und nehme die Treppe hinaus aus dem Keller in Angriff. Oben angekommen, lausche ich nochmal kurz, alles gut, und gehe durch das Waschhaus auf den Hof hinaus. Keiner da. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, 180 Puls offensichtlich, als ich über den groooooßen, leeeeeeren, gut einsehbaren Hof Richtung Carport schleiche.
Kurz vorm Auto, als es fast geschafft ist, höre ich ein Geräusch. OH NEIN. Was das? Mein Blick gleitet ruhelos über den Hof und fällt dann auf den Balkon über mir, der zum Boden=Abstellkammer gehört. Fuck! Da steht Vater und schaut mir zu.
Aber was ist DAS? Er grinst! Und macht den Mund auf. Ich erwarte ein Donnerwetter. Und was kommt?:
"Willst du dich nichtmal richtig anziehen?"

3 Kommentare:

Paul hat gesagt…

Was ist denn bitte ein Pu-Fi?

Starkes Stück, KK, da bist du ja gerade noch einmal dem Stubenarrest ohne Fernsehen entgangen!!

Jane hat gesagt…

Toller Text. Hab schmunzelnd bis zum Ende durchgelesen...

Aber ja ... was ist Pu-Fi?

Und du hast vor, diese Saison schon wieder zu fahren? Geht das denn? Nach den gefühlten 20 OPs?

KK hat gesagt…

PUtzFImmel
..kenne ich nicht, haha

jap, zu ostern. der berg ruft!

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